Gemeiner Steinpilz, Fichtensteinpilz, Boletus edulis
Steinpilze sind Symbiosepilze, die man in der Regel von Juni bis mindestens November in den verschiedensten Waldarten finden kann. Der häufig verwendete Trivialname Fichtensteinpilz ist dabei zwar gängig, aber irreführend. Die Art kann eine Symbiose mit unterschiedlichsten Symbiosepartnern eingehen. Die beliebtesten Symbiosepartner dürften die Fichte, die Tanne, die Buche, die Eiche, die Linde und die Birke sein. Steinpilze sind hervorragende, extrem beliebte und mit die am besten verträglichsten Speisepilze, die als eine der wenigen wild wachsenden Speisepilze im deutschsprachigen Raum theoretisch sogar roh verträglich ausfallen. Typisch für Fichtensteinpilze sind die dickröhrlingsartigen Fruchtkörper, die weißlichen bis rotbräunlichen Hutfarben, die meist speckig glänzende Huthaut, die oft etwas rötlich schimmernden Fraßstellen auf der Hutoberseite, der vor allem jung meist weißliche Hutrand, die jung weißlichen und später hellgelbgrünlichen Röhren, ein meist heller, weißlicher bis weißbräunlicher Stiel mit feiner, heller Netzzeichnung, das fast ausschließlich weiße und nicht verfärbende Fleisch mit einer dünnen roten Farbschattierung direkt unter der Huthaut, ein einladender, aromatisch-pilziger Geruch und eine milde Geschmacksprobe.
Bezeichnung
Gattung
Verwechslung
- Ungenießbar: Gallenröhrling, Tylopilus felleus
- Essbar: Maronenröhrling, Imleria badia
- Essbar: Sommersteinpilz, Boletus aestivalis
- Essbar: Anhängselröhrling, Butyriboletus appendiculatus
- Essbar: Nadelwald Anhängselröhrling, Butyriboletus subappendiculatus
- Essbar: Kiefernsteinpilz, Boletus pinophilus
- Essbar: Schwarzhütiger Steinpilz, Boletus aereus
Diese Art finden
Der Fichtesteinpilz ist ein Symbiosepilz, der eine Symbiose mit den unterschiedlichsten Symbiosepartnern eingehen kann und der in der seine Fruchtkörper in der Regel von Juni bis mindestens November bildet. Bei einem sehr milden Start in den Winter sind Funde bis weit in den Dezember hinein möglich.
Bei uns in Oberbayern sind Fichtensteinpilze tatsächlich (passend zum Trivialnamen) vor allem in Nadel- und Nadelmischwäldern bei Fichte & Tanne zu finden. Insgesamt kann man Fichtesteinpilze im deutschsprachigen Raum aber eigentlich in fast jeder Waldart finden - egal ob reiner Nadelwald, reiner Laubwald oder auch im Mischwald – überall sind Funde möglich. Besonders gerne geht der Fichtensteinpilz eine Symbiose mit Fichten, Tannen, Eichen, Buchen und Linden ein. Auch bei Birke sind Funde häufig, oder zumindest nicht selten.
Daten aus den letzten fünf Jahren aus den Landkreisen Mühldorf & Altötting in Oberbayern: Den ersten Fichtensteinpilz gab es
- 2024 am 1. Juni
- 2023 am 17. Juni
- 2022 10. Juni
- 2021 am 5. Juli
- 2020 am 07. Juni
Speisewert & Verwendbarkeit
Steinpilze sind hervorragende und extrem beliebte Speisepilze. Steinpilze gehören zudem zu den verträglichsten Arten überhaupt. Steinpilze gehören sogar zu wenigen theoretisch roh verträglichen Arten. Es muss also nicht unbedingt auf die Garzeit geachtet werden. Man kann junge, frische Steinpilze theoretisch sogar roh in den Salat hobeln, oder als Steinpilz Carpaccio genießen.
Unbedingt beachtet sollte die wichtigste Grundregel beim Sammeln von Speisepilzen: Es sollten keine zu alten, stark beschädigten oder sogar von Schimmel befallenen Fruchtkörper gesammelt werden. Wichtige Frischmerkmale sind die Röhrenfarbe, die Konsistenz und der Geruch:
- Die Röhrenfarbe sollte weißlich oder maximal hellgrüngelblich ausfallen. Röhrenfarben die ins gelbgrünbräunliche oder sogar schwarze gehen deuten auf zu alte Fruchtkörper hin. Fleckige / schwarz gepunktete Röhren deuten auf einen Schimmelbefall hin
- Ein tolles Frischemerkmal bietet der Drucktest. Dabei wird das Hutfleisch mit dem Finger eingedrückt. Das Fleisch sollte kaum nachgeben & es sollte keine sichtbare Delle im Hutfleisch zurückbleiben. Bleibt eine Delle zurück, ist das Fleisch zu weich und der Fund zu alt
- Riecht ein Steinpilz nicht mehr angenehm aromatisch pilzig, sondern moderig, fischig oder sonst irgendwie unangenehm ist von einem verdorbenen und nicht mehr genießbaren Fund auszugehen.
Beschreibung
Der Fichtensteinpilz erreicht einen Hutdurchmesser von bis zu 25 Zentimetern. Die Hutoberseite kann weißlich, weißbräunlich, haselnussbraun oder auch braunrötlich ausfallen. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Steinpilz-Arten ist beim Hut der meist deutlich zu sehende weißliche Hutrand.
Unter dem Hut befinden sich beim Fichtensteinpilz weißlich gefärbte Röhren, die sich mit der Zeit gelbgrünlich bis olivgrünlich verfärben. Bei sehr alten Fruchtkörpern können sich die Röhren auch teilweise dunkelbräunlich / schwärzlich verfärben. Spätestens wenn die Röhren solche dunklen Verfärbungen aufweisen, ist der gefundene Fichtensteinpilz zu alt und sollte besser zum aussporen im Wald bleiben. Das Sporenpulver ist olivbräunlich gefärbt.
Der Stiel ist meist weißlich bis hellbräunlich gefärbt und besitzt ein mehr oder weniger deutlich ausgeprägtes Stielnetz. Das Stielnetz besitzt in der Regel die gleiche Farbe wie der Stiel und ist auf keinen Fall schwärzlich gefärbt.
Der Fichtensteinpilz besitzt weißlich gefärbtes Fleisch. Unter der Huthaut befindet sich beim Fichtensteinpilz eine charakteristische, rotbräunliche Verfärbung. Diese Verfärbung ist ein gutes Unterscheidungsmerkmal zum ebenfalls essbaren Sommersteinpilz, Boletus aestivalis.
Der Fichtensteinpilz besitzt einen angenehmen, pilzigen Geruch und Geschmack und gehört zu den wenigen auch roh verzehrbaren Wildpilzen.
Kernmerkmale
- Typische Dickröhrlings-Fruchtkörper
- Variable Hutfarben (weißlich, weißbräunlich, bräunlich, rotbräunlich)
- Speckig glänzende Huthaut
- Fraßstellen durch die Huthaut gerne dezent rötlich schimmernd
- Vor allem Jung: Weißlicher Hutrand
- Weißliche & später hellgelbgrünliche bzw. im Alter gelbgrünbräunliche Röhren
- Weißlicher bis weißbräunlicher Stiel
- Stiel zwar gerne bauchig, aber variabel - auch langstielige / dünnstielige Funde sind keine Seltenheit
- Stiel mit feiner aber deutlicher, heller Netzzeichnung
- Netzzeichnung muss vor allem direkt unter den Röhren immer zu sehen sein
- Grundregel: Kein Stielnetz = Kein Steinpilz
- Fleisch fast ausschließlich weißlich gefärbt, nicht verfärbend
- Wichtiges Merkmal im Schnittbild: Fleisch direkt unter der Huthaut dezent rötlich schimmernd
- Aromatischer Geruch & milde Geschmacksprobe
Anzeigerpilze:
Der Fichtensteinpilz ist häufig zusammen mit den folgenden Arten ("Steinpilz-Anzeiger") zu finden:
- (Fliegenpilz, Amanita muscaria)
- Mehl-Räsling, Clitopilus prunulus
- Pfeffer-Röhrling, Chalciporus piperatus
Wann sind Fliegenpilze denn nun Anzeiger für Steinpilz-Habitate? Aus meiner Sicht nur, wenn Fliegenpilze gemeinsam mit dem Pfefferröhrling und oder Mehlräsling in einem Habitat erscheinen, denn besonders diese beiden Arten garantieren bei uns in Oberbayern eigentlich das Vorkommen von Fichtensteinpilzen. Grob geschätzt in 90-95% der Habitate, in denen wir über die Jahre Mehlräsling oder Pfefferröhrling gefunden haben, sind irgendwann auch Fichtensteinpilze erschienen.
Das tolle daran ist das oft zeitversetzte Wachstum der Arten: Kommt man also in ein Habitat mit Mehlräsling und Fliegenpilz oder auch nur dem Pfefferöhrling, aber es zeigen sich keine Steinpilze, dann ist das kein Grund den Kopf hängen zu lassen – im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch, dass sich im gleichen Gebiet zeitversetzt Steinpilze finden lassen & ein regelmäßiger Blick in das Habitat wird sich auf lange Sicht lohnen.
Das Steinpilzwachstum im Detail
Charakteristikum bei den Steinpilzen und vielen anderen beliebten Symbiosepilzen ist das meist schubförmige Wachstum & eine teils Wochenlange Pause zwischen diesen ergiebigen Wachstumsschüben. Das Steinpilzwachstum im Detail:
Steinpilze bilden Ihre Fruchtkörper unterirdisch. Es entstehen kleine Fruchtkörperansätze, die dann auf passende Bedingungen warten. Gibt es dann Ende Juni, im Juli, August, September & Oktober eine passende Witterungsphase, dann kann es zu einem oder auch mehreren, ergiebigen Wachstumsschüben pro Jahr kommen.
Ein ausgeprägter Wachstumsschub beginnt meist mit einigen Einzelfunden, innerhalb von wenigen Tagen stehen die Wälder dann voller Steinpilze & nach wenigen Tagen mit sehr starkem Wachstum ebbt das Anschieben frischer Fruchtkörper spürbar ab, bevor dann wieder eine “Steinpilzpause” ansteht.
Immer wieder zu beobachten war bei uns in Oberbayern im letzten Jahrzehnt folgendes Muster:
- Ein toller Wachstumsschub +- 2-3 Wochen vor & nach dem Monatswechsel Juni / Juli
- Anschließend eine „Sommerpause“ bis September, gefolgt vom größten Wachstumschub im September
- Einem nachzügler-Wachstumsschub im Oktober oder und November
In schlechten Jahren bleibt es bei einem oder zwei tollen Wachstumsschüben & einigen Einzelfunden. In sehr guten Jahren können vier oder fünf Wachstumsschübe, verteilt auf die Monate Juni bis November, möglich sein.
Synonyme
Boletus elephantinus, Boletus solidus, Boletus venturii, Boletus clavipes, Boletus slovenicus, Suillus edulis, Leccinum elephantinum, Leccinum edule, Tubiporus edulis, Dictyopus edulis