Wiesenchampignon, Wiesenegerling, Erdgürtel, Agaricus campestris

Der Wiesenchampignon ist ein Folgezersetzer, der typischerweise von Mai bis November auf Wiesen, Weiden & anderen landwirtschaftlich genutzten Flächen erscheint. Aber auch in Gärten, oder auf parkähnlichen Flächen und dort dann im Rasen kann der Wiesenchampignon gefunden werden. Der Wiesenchampignon ist ein (mit etwas Erfahrung) gut zu bestimmender guter Speisepilz. Ausgenommen sind Funde direkt am Straßenrand, oder auf gerade gedüngten oder gespritzten landwirtschaftlichen Flächen. Wer Champignons nicht sicher auf Artebene bestimmen kann, der sollte davon absehen wild wachsende Champignons für Speisezwecke zu sammeln. Es gibt viele essbare, aber auch einige giftige Arten innerhalb der Gattung, die ohne Merkmalskenntnis durchaus leicht untereinander verwechselt werden können. Typisch für den Wiesenchampignon ist die Kombination aus den weißen, mittelgroßen, champignonartigen Fruchtkörpern ohne besondere Größen oder Farben, das weiße und kaum bis gar nicht verfärbende Fleisch ohne besonderen Geruch, kaum bis keine Verfärbung unter Kalilauge, ein ausgewachsen und aufgeschirmt nur sehr dezenter und vergänglicher Stielring, der oft nur angedeutet zu sehen ist und manchmal sogar komplett zu fehlen scheint.


Bezeichnung

Wiesenchampignon, Gartenchampignon, Maichampignon, Wiesenegerling, Gartenegerling, Feldchampignon, Erdgürtel, Agaricus campestris

Diese Art finden

Der Wiesenchampignon ist ein Folgezersetzer, der sein typisches Habitat sogar im Namen trägt. Die Art erscheint typischerweise nämlich tatsächlich auf Wiesen, Weiden & anderen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Aber auch in Gärten oder parkähnlichen Flächen und dort dann im Rasen kann der Wiesenchampignon gefunden werden.

Typischerweise findet man Wiesenchampignons von Mai bis November und das gerne nach ergiebigeren Regenfällen. Hauptsaison hat die Art vor allem von Juli bis Oktober, wobei das Vorkommen der Art stark wetterabhängig ausfällt. 

Ist der Wiesenchampignon mittlerweile fast schon als selten zu beschreiben? Bei uns in Oberbayern tauchte der Wiesenchampignon bis 2018 eigentlich regelmäßig auf. Besonders nach trockenen, heißen Sommern, die in Richtung September dann von mehreren Tagen Starkregen abgelöst wurden, stand gefühlt jede zweite Wiese voll. Nach 2018 gelangen uns nur noch wenige Einzelfunde der Art. Erst nach einem sehr trockenen Halbjahr 2025 und einem darauffolgenden nassen Juli zeigte sich der Wiesenchampignon bei uns wieder in größeren Mengen & mit tollen Fruchtkörper-Kollektionen. Auch andere Sammler berichteten von ähnlichen Erfahrungen. Es kann also sein, dass der Wiesenchampignon aktuell mehr unter den klimatischen Änderungen der letzten Jahre leidet, als andere Arten.

Speisewert & Verwendbarkeit

Der Wiesenchampignon ist mit etwas Erfahrung innerhalb der Gattung der Champignons gut und sicher bestimmbar und ist, mit einigen Einschränkungen, dann auch immer ein toller, sammelbarer Speisepilz. Welche Einschränkungen sind gemeint?

  • Wird der Fund direkt am Straßenrand oder in der Nähe von vielbefahrenen Straßen gemacht, dann sollte man auf das Sammeln für Speisezwecke verzichten
  • Wird der Fund auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche (z. B. noch junge Maisfelder) gemacht & kann der Einsatz von Dünge- & Spritzmitteln nicht ausgeschlossen werden, sollte der Fund ebenfalls vorsichtshalber nicht für Speisezwecke gesammelt werden
  • Auch Funde von parkähnlichen Flächen sammeln wir auf Grund des unappetitlichen Fundortes (Zigarettenstummel, Hundekotbeutel, Müll, etc.) nicht.

Besonders direkt an Straßen & auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist die Gefahr von Schadstoffbelastung durch Abgase, verlorenes Öl, sowie Dünge- und Spritzmitteln nicht zu unterschätzen.

Lamellenfarben als Qualitätsmerkmal – wichtig ist natürlich auch, dass Champignons, wie alle wildwachsenden Speisepilze, nur bei guter Qualität für Speisezwecke gesammelt werden sollten. Wir erleben leider immer wieder, dass körbeweise viel zu alte Fruchtkörper gesammelt werden. Sobald bei Champignons die Lamellen nicht mehr überwiegend rosalich, sondern dunkelbräunlich oder sogar schwärzlich ausfallen, sind Champignons in der Regel zu alt für den Speisepilzkorb und sollten dann natürlich nicht mehr gesammelt werden.



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Beschreibung

Der Wiesenchampignons erreicht einen Hutdurchmesser von bis zu zwölf Zentimetern. Nur in Ausnahmefällen sind auch etwas größere Hutdurchmesser möglich. Es handelt sich beim Wiesenchampignon in der Regel um einen mittelgroßen Champignon. Die Hutoberseite fällt weißlich bis hellgraubräunlich aus. Jung fällt die Hutoberseite feinschuppig bis fast schon filzig aus. Besonders ältere, ausgewachsene Fruchtkörper verfärben sich von der Hutmitte aus etwas hellweißbräulich. Der Hutrand ist aufgeschirmt gerne mit weißlichen Velumresten behangen.

Auf der Hutunterseite befinden sich beim Wiesenchampignon frei stehende Lamellen. Jung sind die Lamellen von einem blickdichten Schleier verdeckt. Die Lamellen besitzen die typischen, wechselnden Lamellenfarben der Champignons. Jung sind die Lamellen rosalich gefärbt. Mit zunehmendem Alter verfärben sich die Lamellen zunächst rosabräunlich. Alte Fruchtkörper besitzen bräunliche bis dunkelbräunliche Lamellen. Das Sporenpulver ist dunkelbraun gefärbt.

Der weiß gefärbte Stiel der Wiesenchampignons erreicht eine Länge von bis acht und einen maximalen Durchmesser von bis zu drei Zentimetern. Gerade in Richtung der Basis kann der Stiel manchmal hellweißgelbbräunlch vefärbt ausfallen. Bei aufgeschirmten Fruchtkörpern befindet sich im oberen Stieldrittel ein oft nur sehr dezenter und sehr vergänglicher Stielring. Dieser manchmal sogar fast fehlende und eben nur angedeutet zu sehende Stielring ist eines der wichtigsten Kernmerkmale der Art. Die meisten Champignon-Arten besitzen einen viel deutlich ausgeprägten Stielring. 

Das Fleisch der Wiesenchampignons ist weißlich gefärbt und verfärbt sich im Schnittbild in der Regel nicht. In der Literatur gibt s zwar hier und da Hinweis auf schwaches Röten im Hutfleisch oder im oberen Stieldrittel, sowie sehr schwaches gilben in Richtung der Basis, gerade bei aktuellen Funden der Art konnten wir das so auch nach langer Wartezeit nach dem Schnittbild nicht feststellen. Wiesenchampignons besitzen keinen besonderen Geruch und eine milde, nussige Geschmacksprobe.

Kernmerkmale

Der Wiesenchampignon ist eine Champignon-Art die als Besonderheit keine besonderen Merkmale besitzt, was in Kombination dann doch Besonders ist.

  • Der Wiesenchampignon besitzt keine besonders kleinen oder großen Fruchtkörper
  • Der Wiesenchampignon besitzt keine besonderen Farben
  • Der Wiesenchampignon besitzt keinen besonderen Geruch
  • Der Wiesenchampignon verfärbt sich bei Verletzung so gut wie gar nicht
  • Der Wiesenchampignon zeigt auch unter Kalilauge keine Verfärbung
  • Der Wiesenchampignon besitzt einen so dezenten & vergänglichen Stielring, dass dieser (ausgewachsen) oft nur noch angedeutet zu sehen ist & manchmal sogar komplett fehlt

Zusammen mit dem typischen Fundort ist der Wiesenchampignon an diesen Merkmalen aus meiner persönlichen Sicht auch makroskopisch, zumindest bei typischen Fruchtkörper-Kollektionen, sicher und ohne Restzweifel zu bestimmen.

Champignon Warnzeichen & Schadstoffbelastung

Allgemeines

  • Es gibt rund 80 Champignon-Arten in Europa, darunter einige giftige und ungenießbare Arten
  • Vor allem junge, geschlossene Exemplare können außerdem auch leicht mit (stark giftigen) Knollenblätterpilzen verwechselt werden. Champignons besitzen an der Stielbasis (fast) nie eine abgesetzte Knolle bzw. nie eine eine Scheide. Es gilt bei Champignons & Lamellenpilzen (noch mehr als bei den Röhrlingen) der Grundsatz: Nur was zu 100% sicher bestimmt ist und nur wenn alle Restzweifel ausgeräumt wurden dürfen die Funde auf dem Teller landen.

Wer Champignons für Speisezwecke sammelt, der sollte folgende Merkmale immer als Warnzeichen verstehen

  • Bei gelber Verfärbung ("gilben" bei Anschnitt, Druck oder Verletzung des Fruchtkörpers), ohne deutlichem Anis-Geruch ist von einer ungenießbaren oder giftigen Art auszugehen
  • Bei unangenehmen Geruch (Jod, Tinte, Chemie, Fisch) ist von einer ebenfalls ungenießbaren bzw. giftigen Art, oder von einem verdorbenen Fund auszugehen.

Schadstoffbelastung

  • Selbst essbare Champignon-Arten können teilweise nicht für Speisezwecke empfohlen werden. Gilbende Arten mit Anisgeruch (die Anischampignons / Anisegerlinge) sollen zum Beispiel besorgniserregend hohe Mengen an Schwermetallen in den Fruchtkörpern einlagern. Auch Funde direkt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und direkt an vielbefahrenen Straßen sind in diese Richtung risikobehaftet

Synonyme

Agaricus campestris, Agaricus villaticus, Agaricus setiger, Agaricus robustissmu, Psalliota campestris, Psalliota flocculosa, Psalliota villatica, Pratella villatica, Pratella setigera, Pratella campestris, Fungus campestris, Fungus setiger, Fungus villaticus, Pluteus campestris, Hypophyllum campestre, Amanita campestris