Schafchampignon, Agaricus arvensis

DER SCHAFCHAMPIGNON IST EIN GUTER UND BELIEBTER SPEISEPILZ | VORSICHT AUF AGRARFLÄCHEN | CADMIUM-SAMMLER

Bezeichnung

Schafchampignon, Schafegerling, Weißer Anischampignon, Weißer Anisegerling, Agaricus arvensis

Diese Art finden

Der Schafchampignon ist ein Folgezersetzer, der typischerweise auf gedüngten Wiesen und Weiden erscheint. Besonders gerne scheint die Art auf Schafweiden, Pferdekoppeln und bewirtschafteten Weiden zu erscheinen. Seltener soll die Art aber auch auf Wiesen am Waldrand, oder sogar auf parkähnlichen Flächen erscheinen können. 

Der Schafchampignon ist weit verbreitet und gehört sicherlich mit zu den häufigsten Arten aus der Gattung der Champignons. Finden kann man die Art insgesamt vom Frühling bis in den späten Herbst hinein. Hat man ein bekanntes Habitat der Art entdeckt, dann lohnt sich ein Blick in dieses Habitat vor allem kurz nach ergiebigen Regenfällen. Auch zum Finale der Hauptsaison, gerne um den Monatswechsel Oktober / November, zeigt sich die Art unserer Erfahrung nach vermehrt.

Speisewert, Verwendbarkeit, Schadstoffbelastung (Cadmium)

Der Schafchampignon wäre ein hervorragender Speisepilz. Der Geschmack ist angenehm, die Fruchtkörper sind groß, haben festes Fleisch und sind dementsprechend ergiebig. Die Art kann bei entsprechender Artenkenntnisse auch vergleichsweise leicht als Speisepilz identifiziert und dann auch kaum mit Giftpilzen verwechselt werden.

Allerdings erscheinen die Schafchampignons meist auf stark gedüngten, oder vielleicht sogar mit Pflanzenschutzmitteln behandelten, Agrarflächen. Gerade Pflanzenschutzmittel stellen dabei eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar, vor allem dann, wenn diese beispielsweise angewendet wurden, während die Fruchtkörper bereits angelegt oder sogar ganz jung am Wachsen waren. 

Hinzu kommt die starke Belastung durch Schwermetalle. Die Art soll hier vor allem mit Hutbereich große Mengen an Cadmium einlagern können. Ob diese Schwermetalle jedoch überhaupt aus den Fruchtkörpern gelöst werden und vom menschlichen Körper überhaupt aufgenommen, oder zumindest größtenteils wieder ausgeschieden werden ist laut meinem Kenntnisstand nicht abschließend geklärt. Es gab hierzu aber bereits Studien die gezeigt haben, dass gerade Cadmium aus wilden Champignons häufig nahezu komplett wieder ausgeschieden wird. 

Im Endeffekt muss jeder Sammler selbst entscheiden, ob man wild wachsende Champingons überhaupt als Speisepilze betrachtet. Risikofaktoren wie aktiv bewirtschaftete und somit gedüngte und gespritzte Agrarflächen und die Schadstoffbelastung schrecken viele Sammler ab. Da bei Champignons mit Zuchtchampignons risikofreie Alternativen zur Verfügung stehen, weichen viele Sammler dementsprechend einfach aus. Dennoch gibt es sicherlich auch viele Sammler die auch Schafchampignons seit Jahren und Jahrzehnten gerne sammeln und regelmäßig ohne große Probleme verzehren.



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Beschreibung

Der Schafchampignon bildet in der Regel sehr stattliche Fruchtkörper aus. Der Hut erreicht dabei einen Durchmesser von bis zu zwanzig Zentimetern. Der Hut ist weißlich gefärbt und besitzt vor allem jung feine, weißlich gefärbte Schüppchen. Der Hutrand fällt in allen Altersstufen eingerollt aus. Vor allem bei jungen Schafchampignons gilbt die Huthaut (ganz im Gegensatz zum Hutfleisch) teilweise stark.

Bei jungen Fruchtkörpern werden die Lamellen des Schafchampignons von einem Schleier verdeckt. Dieser Schleier reißt beim Aufschirmen des Hutes vom Hutrand ab und hängt dann am Stiel herab. Charakteristisch ist die sternförmig aufreißende Struktur des Stielrings, die etwas an ein Zahnrad erinnert.

Die Lamellen selbst sind jung grauweißlich bis cremeweißlich gefärbt. Mit zunehmendem Alter der Fruchtkörper verfärben sich die Lamellen des Schafchampignons rosagräulich. Die Lamellen des Schafchampignons sind nicht mit dem Stiel verbunden und stehen gedrängt. Im Alter verfärben sich die Lamellen zunächst purpurbräunlich. Bei alten / überständigen Fruchtkörpern fällt die Lamellenfarbe oft komplett schwarz aus. Das Sporenpulver des Schafchampignons ist purpurbräunlich gefärbt.

Der Stiel des Schafchampignons ist weißlich gefärbt und glatt bis schwach körnig. Der ansonsten sehr ähnliche Großsporige Riesenchampignon besitzt eine raue, flockige Stieloberfläche. Die Stielbasis fällt beim Schafchampignon leicht verdickt aus, besitzt aber nie eine abgesetzte Stielknolle. Die Stielspitze lässt sich außerdem leicht vom Hutfleisch lösen.

Das Fleisch des Schafchampignons ist weißlich gefärbt und gilbt insgesamt nur schwach bis überhaupt nicht. Das Fleisch ist nicht nur fest, sondern auf Grund der Größe des Schafchampignons meist auch sehr ergiebig. Ein wichtiges Kernmerkmal des Schafchampignons ist der anisartige Geruch. Die Geschmacksprobe fällt mild aus und kann ebenfalls an Anis erinnern.

Mit Kalilauge verfärbt sich die Huthaut und auch die Stieloberfläche intensiv gelb. Das Hutfleisch verfärbt sich unter Kalilauge dazu im Gegensatz kaum bis gar nicht.

Knollenblätterpilze

Leider kommt es eigentlich fast jedes Jahr zu schweren Vergiftungen, weil Champignons mit giftigen Arten aus der Gattung der Knollenblätterpilze verwendet werden. Folgende Merkmale schließen Knollenblätterpilze bei der Suche nach Champignons aus:

  • Die Lamellen sind bei Champignons immer cremeweislich, grauweißlich, graurosa, oder rosafarben und bei fast allen Arten auch jung nie reinweißlich
  • Die Stielbasis kann bei einigen Arten zwar schwach verdickt ausfallen, hat bei Champignons aber nie eine deutlich abgesetzte Stielknolle

Wie immer gilt: Beim geringsten Zweifel sollten die Gefunden Pilze nicht auf dem Teller landen. Kein Pilzgericht ist es Wert gesunde Lebensjahre zu verlieren. Vor allem im Herbst bieten viele Pilzsachverständige außerdem eine Pilzkontrolle an, bei der gefundene Pilze von Sachverständigen kontrolliert und ggf. für die Zubereitung freigegeben werden. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie bietet hierzu eine interaktive Karte, auf der man Pilzsachverständige aus der Region ausfindig machen kann: https://www.dgfm-ev.de/service/pilzsachverstaendige

Champignon-Regeln

Essbare Champignon-Arten

  • Bei roter Verfärbung ("röten" bei Anschnitt, Druck oder Verletzung Fruchtkörpers) und angenehmen Geruch ist die Champignon-Art essbar
  • Bei gelber Verfärbung ("gilben" bei Anschnitt, Druck oder Verletzung Fruchtkörpers) und angenehm pilzigem Anisgeruch ist die Champignon-Art essbar
  • Bei keiner gelben Verfärbung der Stielbasis und angenehm pilzigem Geruch ist die Champignon-Art essbar

Giftige und ungenießbare Champignon-Arten

  • Bei gelber Verfärbung ("gilben" bei Anschnitt, Druck oder Verletzung des Fruchtkörpers) ohne deutlichem Anis-Geruch ist von einer ungenießbaren oder giftigen Art auszugehen
  • Bei unangenehmen Geruch (Jod, Tinte, Chemie, Fisch) ist von ungenießbaren, giftigen Arten, oder einem verdobenem Fund auszugehen

Synonyme

Agaricus fissuratus, Agaricus leucotrichus, Agaricus vaporarius, Agaricus exquisitus, Agaricus campestris var. arvensis, Agaricus edulis var. arvensis, Agaricus campestris var. buchananii, Agaricus arvensis var. exquisitus, Agaricus arvensis var. abruptus, Agaricus arvensis f. ochraceus, Agaricus arvensis var. iodiformis, Agaricus arvensis var. fragrans Agaricus arvensis var. palustris, Agaricus arvensis var. umbrelloideus, Agaricus arvensis var. subarvensis, Pratella arvensis, Fungus arvensis, Psalliota fissurata, Psalliota leucotricha, Psalliota arvensis, Psalliota campestris var. arvensis, Psalliota arvensis var. vaporaria, Psalliota arvensis subsp. exquisita, Psalliota arvensis var. intermedium, Psalliota arvensis var. iodoformis, Psalliota arvensis var. fragrans, Psalliota arvensis var. albosquamosa, Psalliota arvensis var. obesa, Psalliota arvensis var. epileata, Psalliota arvensis f. ochrata, Psalliota arvensis var. fulva, Psalliota arvensis var. buchananii