Anemonenbecherling, Sklerotienbecherling, Dumontinia tuberosa
Anemonenbecherlinge sind Parasiten, die vor allem im März und April in der Nähe von Buschwindröschen gefunden werden können. Die Art bildet Fruchtkörper auf dem Wurzelgeflecht von Buschwindröschen. Anemonenbecherlinge sind zwar ungiftig, werden auf Grund der kleinen, dünnfleischigen & weitestgehend geschmacksneutralen Fruchtkörper in der Regel nicht als Speisepilze beschrieben. Typisch für Anemonenbecherlinge ist das Erscheinen im Frühling bei Buschwindröschen, die jung krug- bis napf- oder becherartig und im Alter schüssel- bis tellerartig geformten Fruchtkörper mit bräunlichen Farben, ein langer, dünner Stiel, der bis zum Wurzelgeflecht des Buschwindröschens reicht, dünnes, aber zähes, bräunliches bis weißbräunliches Fleisch mit weitestgehend neutralem Geruch & Geschmack, weißes Sporenpulver, Sporen in der Regel mit vier Zellkernen
Bezeichnung
Gattung
Verwechslung
- Essbar: Morchelbecherling, Disciotis venosa
- Ungenießbar: Scharbockskrautbecherling, Botryotinia ficariarum
- Ungenießbar: Gemeiner Kohlenbecherling, Geopyxis carbonaria
- Ungenießbar: Weißdornfrucht-Becherling, Monilinia johnsonii
- Ungenießbar: Erlenkatzenbecherling, Ciboria amentacea
- Gyromtrinhaltig: Scheibchenlorchel, Gyromitra ancilis
- Gyromtrinhaltig: Schildförmige Scheibchenlorchel, Gyromitra parma
Diese Art finden
Der Anemonenbecherling ist ein Parasit, der seine Fruchtkörper auf dem Wurzelgeflecht von Buschwindröschen bildet. Vorkommen der Art sind also fest an das Vorkommen von Buschwindröschen geknüpft. Typische Habitate sind Auwälder, Waldränder, Waldwege & Wegesränder, sowie parkähnliche Flächen. Anemonenbecherlinge sind typische Frühlingspilze und lassen sich bei uns in Oberbayern im Zeitraum Februar bis Mai finden. Hauptsaison haben Anemonenbecherlinge vor allem im März und April.
Speiswert
Anemonenbecherlinge sind zwar ungiftig, werden aber in der Regel nicht als Speisepilze beschrieben
- Die Fruchtkörper sind klein & dünnfleischig, aber dennoch etwas zäh
- Die Fruchtkörper besitzen einen neutralen Geruch & Geschmack
Beschreibung
Anemonenbecherlinge bilden zwei bis vier Zentimeter große Fruchtkörper aus. Jung sind die Fruchtkörper becher-, bis krug- oder napfartig geformt. Mit zunehmendem Alter werden die Fruchtkörper aber flacher und sind dann schüssel- oder tellerartig geformt.
Die Anemonenbecherlinge sind je nach Alter und Feuchtigkeitsgehalt hellbräunlich, gelbbräunlich oder auch dunkelbräunlich gefärbt. Vor allem ältere und größere Fruchtkörper können innen stark gerunzelt ausfallen und sind dann auf den ersten Blick sehr leicht mit Morchelbecherlingen zu verwechseln.
Der Stiel der Anemonenbecherlinge befindet sich meist in der Erde und kann mehrere Zentimeter lang werden. Der Stiel wird zur Basis hin dunkler und besitzt so einen Farbverlauf von bräunlich zu schwarzbräunlich. Das Sporenpulver der Anemonenbecherlinge ist weißlich / transparent gefärbt.
Anemonenbecherlinge besitzen einen neutralen Geruch und Geschmack. Das Fleisch der Anemonenbecherlinge ist relativ zäh und dünn. Außen ist das Fleisch bräunlich gefärbt, innen weißbräunlich.
Kernmerkmale
- Typischer Frühlingspilz (vor allem im März / April zu finden)
- Immer in der Nähe von Buschwindröschen zu finden
- Jung krug- bis napf- oder becherartig geformte Fruchtkörper
- Alt auch sehr flache, tellerartige Formen, mit runzeliger / aderiger Mitte möglich
- Bräunliche Farben (gelbbräunlich, hellbräunlich, satt bräunlich, dunkelbräunlich)
- Langer, dünner Stiel, der bis zum Wurzelgeflecht der Wirtspflanze reicht
- Dünnes, aber zähes, bräunliches bis weißbräunliches Fleisch
- Neutraler Geruch & Geschmack
- Weißes Sporenpulver, Sporen in der Regel mit vier Zellkernen
Artabgrenzung - Morchelbecherling & Scharbockskrautbecherling
Extrem ähnlich und anhand der makroskopischen Merkmale kaum bis gar nicht zu unterscheiden sind Scharbockskrautbecherlinge. Während die Fruchtkörper identische Formen, Farben & Größen erreichen, gibt es beim Habitat einen eklatanten Unterschied. Während Anemonenbecherlinge parasitär auf dem Wurzelgeflecht vom Buschwindröschen erscheinen, bildet der Scharbockskrautbecherling seine Fruchtkörper auf dem Scharbockskraut. Ist das Habitat eindeutig (= kein Scharbockskraut, kein Scharbockskrautbecherling bzw. kein Buschwindröschen, kein Anemonenbecherling), dann gelingt eine Unterscheidung ganz einfach über das Habitat. Das Problem: Das Buschwindröschen und das Scharbockskraut wachsen gerne vergesellschaftet und bunt durcheinander. Eine sichere Unterscheidung der beiden Arten ist in so einem Habitat dann nur noch mikroskopisch möglich. Unterscheiden lassen sich die beiden Arten unter dem Mikroskop über die Anzahl der Zellkerne pro Spore. Scharbockskrautbecherlinge besitzen immer zwei Zellkerne pro Spore, Anemonenbecherlinge meist vier.
Vor allem weil Anemonenbecherlinge bzw. Buschwindröschen & Morchelbecherlinge überschneidende Habitatsansprüche besitzen und zudem beide Arten im Frühling zu finden sind, werden ausgewachsene Anemonenbecherlinge manchmal für Morchelbecherlinge gehalten. Am besten lassen sich die beiden Arten durch den Geruch und den Stiel unterscheiden. Der Anemonenbecherling besitzt einen neutralen Geruch und in der Regel einen deutlich sichtbaren, dünnen & langen Stiel. Der Morchelbecherling besitzt hingegen einen deutlich chlorartigen Geruch und keinen Stiel.
Ebenfalls zur gleichen Zeit wie Anemonenbecherling, Scharbockskrautbecherling und Morchelbecherling erscheinen die verschiedenen Scheibchenlorcheln, die vor allem jung sehr ähnlich gefärbt sind, ebenfalls eine becherartige Form und sehr ähnliche Farben besitzen. Allerdings fehlt bei Scheibchenlorcheln der Bezug zum Buschwindröschen vollkommen, die Art erscheint dafür je nach Art auf dickerem, totem Laub- (Laubholz Scheibchenlorchel) oder Nadelholz (Nadelwald-Scheibchenlorchel), gern auf Stümpfen. Auch der dünne, lange Stiel fehlt den verschiedenen Scheibchenlorcheln komplett.
Synonyme
Sclerotinia tuberosa, Sclerotinia tuberosa f. pallida, Helotium tuberosum, Whetzelinia tuberosa, Macroscyphus tuberosus, Octospora tuberosa, Hymenoscyphus tuberosus, Peziza tuberosa, Peziza tuberosa, Peziza tuberosa var. communis, Peziza tuberosa f. strobilina, Rutstroemia tuberosa, Aleuria rapulum var. tuberosa