Frühjahrslorchel, Giftlorchel, Gyromitra esculenta
Bezeichnung
Gattung
Verwechslung
- Essbar: Böhmische Verpel, Verpa bohemica
- Essbar: Speisemorchel, Morchella esculenta
- Essbar: Graue Speisemorchel, Morchella vulgaris
- Essbar: Spitzmorchel, Morchella conica
- Essbar: Fingerhutverpel, Verpa conica
- Essbar: Käppchenmorchel, Morchella semilibera
- Essbar: Runzelige Fingerhutverpel, Verpa cerebriformis
- Giftig: Riesenlorchel, Gyromitra gigas
- Giftig: Bischofsmütze, Gyromitra infula
- Giftig: Zipfellorchel, Discina fastigiata
Diese Art finden
Die Frühjahrslorchel ist ein Folgezersetzer und typischer Frühlingspilz. Man findet die Art dabei vor allem von März bis Mai. In wärmeren Regionen können die Frühjahrslorcheln aber auch schon früher erscheinen. In kälteren Regionen oder / und höheren Lagen sind dafür aber auch noch Funde bis in den Juni hinein möglich.
An das Habitat stellt die Frühjahrslorchel ansonsten keine extrem großen Ansprüche. Man kann sie in den verschiedensten Waldarten, oder soger auf Rindenmulch finden. Besonders häufig ist die Frühjahrslorchel dabei im Nadelwald bei Kiefern mit sandigem Boden zu finden.
Ebenfalls häufig ist die Frühjahrslorchel in Gärten oder Parks und dort gerne auf Wiesen mit Erlen. Häufig erscheinen bei Wiesenfunden in der Nähe auch immer die Schuppenwurz, die Pestwurz und das Scharbockskraut. Auch auf alten Holzlagerstätten oder anderen Holzabfällen ist die Art vergleichsweise häufig zu finden.
Obwohl die Frühjahrslorchel in vielen Regionen ein regelrechter Massenpilz ist und dementsprechend zahlreich und häufig gefunden werden kann, ist die Frühjahrslorchel bei uns in den Landkreisen Mühldorf & Altötting in Oberbayern eine echte Rarität. Wir haben die Art tatsächlich über Jahre hinweg vergeblich gezielt gesucht, bis uns dann im Pilzjahr 2022 endlich der Erstfund der Art gelungen ist.
Speisepilz oder Giftpilz?
Die Frühjahrslorchel wird im deutschsprachigen Raum generell nicht mehr als Speisepilz, sondern als tödlich giftig beschrieben. In vielen anderen Ländern wird die Frühjahrslorchel aber weiterhin für Speisezwecke gesammelt und ist dort ein geschätzter Speisepilz. Auch bei uns in Deutschland wurde die Art lange als Speisepilz geschätzt.
Ursache für diese unterschiedliche Beurteilung der Art ist der hitzeinstabile Giftstoff "Gyromitrin". Wird die Frühjahrslorchel ausreichend lange ausreichend stark erhitzt, oder komplett getrocknet, kann die Art zumindest theoretisch verzehrbar gemacht werden. Der Teufel steckt dabei aber im Detail:
- Bei falscher Zubereitung (unzureichende Garzeit, nicht ausreichend getrocknet, nicht ausreichend stark erhitzt) drohen schwere bis tödliche Vergiftungen
- Selbst die beim Kochen entstehenden Dämpfe können bereits zu Vergiftungen führen
- Auch korrekt zubereitet können Rückstände des Giftstoffs in den Fruchtkörpern verbleiben und vor allem bei häufigem Konsum langfristig zu Organschäden führen
- Menschen scheinen außerdem sehr unterschiedlich auf Gyromitrin zu reagieren. So gibt es mehrere Berichte über den Verzehr von Gerichten mit gyromitrinhaltigen Arten, bei denen ein Teil der beteiligten Familienmitglieder gar keine Vergiftungssymptome bemerkte, während ein oder sogar mehrere weitere Familienmitglieder schwere Vergiftungssymptome (teils mit Todesfolge) entwickelten, obwohl alle das gleiche Gericht verzehrt hatten.
Kurz zusammengefasst: Man kann vom Verzehr der Frühjahrslorchel somit nur abraten. Der Verzehr der Frühjahrslorchel ist insgesamt als unnötiges Risiko zu betrachten. Mit den Verschiedenen Morcheln & Verpeln stehen zur gleichen Zeit im Pilzjahr außerdem viele unzweifelhafte Arten als Speisepilz zur Verfügung, weshalb man ebenfalls gerne auf den Verzehr der Frühjahrslorchel verzichten kann.
Beschreibung
Die Frühjahrslorchel erreicht einen Hutdurchmesser von maximal fünfzehn Zentimetern. In der Regel überschreiten die Fruchtkörper der Frühjahrslorchel einen Hutdurchmesser von zehn Zentimeter aber eher selten. Das Kopfteil der Frühjahrslorchel ist dabei immer typisch hirnartig gewunden.
Farblich kann das Kopfteil der Frühjahrslorchel schwarzbräunlich, dunkelbräunlich, rotbräunlich, oder seltener auch etwas heller (orangerotbräunlich) ausfallen. In der Regel sind dabei jüngere Fruchtkörper etwas dunkler gefärbt als ältere, ausgewachsene Fruchtkörper.
Der Stiel der Frühjahrslorchel ist weißlich gefärbt und teilweise kammerartig hohl. Außen kann der Stiel feinkörnig ausfallen. Das Sporenpulver ist cremeweißlich gefärbt. Das Fleisch der Frühjahrslorchel ist weißlich gefärbt und besitzt eine (für Lorcheln, Morcheln und Verpeln typische) wachsartige, brüchige Konsistenz.
Die Frühjahrslorchel besitzt einen extrem aromatischen, pilzig-würzigen Geruch. Auch die Geschmacksprobe soll laut Literatur sehr aromatisch ausfallen. Auf Grund der starken Giftigkeit im rohen Zustand, sollten auf keinen Fall Geschmacksproben durchgeführt werden.
Synonyme
Physomitra esculenta, Helvella phalloides