Parasitischer Scheidling, Volvariella surrecta

DER PARASITISCHE SCHEIDLING IST KEIN SPEISEPILZ | VERGLEICHSWEISE SELTENER PARASIT AUF DER NEBELKAPPE

Bezeichnung

Parasitischer Scheidling, Volvariella surrecta

Gattung

Volvariella, Scheidlinge

Verwechslung

Diese Art finden

Der Parasitische Scheidling trägt den Namen „Parasit“ eigentlich im Namen, wird in der Regel aber als Folgezersetzer beschrieben. Das Myzel des Parasitischen Scheidlings befällt meist alte Fruchtkörper von Nebelkappen. Funde auf anderen Arten sollen möglich sein, sind aber als Ausnahme zu beschreiben. 

Finden kann man den Parasitischen Scheidling meist relativ spät im Pilzjahr. Hauptsaison dürfte die Art vor allem ab dem Monatswechsel Oktober / November und dann bis zum ersten harten Frost besitzen. Insgesamt finden kann man die Art vom Herbst bis in den Spätherbst. 

Der Parasitische Scheidling wird als selten bis sehr selten beschrieben. Im November des Pilzjahres 2024 wurden aber verhältnismäßig viele Funde der Art gemeldet. Vermutlich hat die Art in diesem Jahr von speziellen Witterungsverhältnissen profitiert.

Speisewert & Verwendbarkeit

Der Parasitische Scheidling wird in der Literatur unterschiedlich beurteilt, aber durchgängig nicht als Speisepilz beschrieben. Je nach Autor wird die Art mit “kein Speisepilz”, “ungenießbar” oder sogar "giftig" bzw. “stark unverträglich” beschrieben. Die Art soll laut einigen Quellen sogar für eine verstärkte Giftigkeit der befallenen Nebelkappen sorgen. Dementsprechend sind weder die Nebelkappen (egal ob befallen oder nicht), noch der Parasitische Scheidling Kandidaten für den Speisepilzkorb. Hinzu kommt hier natürlich auch die Seltenheit der Art. Seltene oder auch nur regional seltene Arten sind - unabhängig vom eigentlichen Speisewert - in der Regel nicht als Speisepilz zu beschreiben.



Beschreibung

Der Parasitische Scheidling erreicht einen Hutdurchmesser von bis zu zehn Zentimetern. Die Hutoberseite ist grundsätzlich weißlich gefärbt, kann aber grau-, gelb oder rosastichig ausfallen. Die Hutoberseite fällt vor allem bei aufgeschirmten Fruchtkörpern deutlich wollig rau aus. 

Auf der Hutunterseite befinden sich beim Parasitischen Scheidling weißlich gefärbte Lamellen. Die Lamellen verfärben sich mit zunehmendem Alter schnell rosa bis rosagräulich. Die Lamellen stehen frei. Das Sporenpulver ist rosa gefärbt. 

Der Stiel der Parasitischen Scheidlinge erreicht eine Länge von bis zu zwölf und einen maximalen Durchmesser von zwei Zentimetern. Der Stiel ist weißlich bis weißgräulich gefärbt und kann sich im Alter etwas bräunlich verfärben. Der Stiel besitzt eine feste und faserige Konsistenz. Die Stielbasis ist fest mit dem Fleisch der befallenen Art verbunden.

An der Stielbasis befindet sich nur bei etwas größeren, bereits aus der Gesamtülle hervorgebrochenen Parasitischen Scheidlingen eine weißlich bis weißgräulich gefärbte Scheide, aus der der Fruchtkörper herauszuwachsen scheint. Die Scheide fällt vergleichsweise dick und stabil aus. 

Das Fleisch der Parasitischen Scheidlinge ist weißlich gefärbt und besitzt einen etwas süßlichen, aber insgesamt dann doch eher unauffälligen Geruch. Die Geschmacksprobe soll mild ausfallen.

Kernmerkmale

  • Typischerweise auf alten, deformierten Nebelkappen erscheinend
  • Nebelkappen von schimmelartigem, fleckigen, weißlichen Myzelfilz überzogen
  • Zunächst kleine, weiße, kugelartige Gebilde auf dem Myzelfilz
  • Später aus einer Gesamthülle herausbrechende, dachpilzartige Fruchtkörper
  • Hutoberseite jung meist relativ glatt, später radialfaserig bis wollig rau
  • Jung weiße Lamellen, später graurosa Lamellen
  • Stielbasis mit weißlicher bis hellgrauer, häutiger Scheide

Scheidlinge erkennen - Gattungslehre

Scheidlinge sind eine interessante Gattung. Scheidlinge vereinen tatsächlich einige Kernmerkmale aus anderen Gattungen, wie zum Beispiel das typische Umfärben der Lamellen von eher weißlich zu eher rosa wie bei den Dachpilzen, oder die Scheide an der Basis, wie zum Beispiel bei den Scheidenstreiflingen aus der Gattung der Knollenblätterpilze. Scheidlinge sind in sich dann aber doch teilweise extrem unterschiedlich. Arten wie der Große Scheidling sind teilweise Massenpilze und erscheinen auf Wiesen, andere Arten, wie der hier beschriebene Parasitische Scheidling erscheinen auf anderen Arten, wie zum Beispiel Nebelkappen und sind als sehr selten zu beschreiben. Folgende Kernmerkmale deuten immer auf einen Fund aus der Gattung der Scheidlinge hin:

  • Lamellen frei stehend & weiß zu rosa umfärbend
  • Stiel immer ohne Stielring
  • Ganz jung mit Gesamthülle, die den Fruchtkörper komplett umschließt (Velum universale)
  • Mit zunehmendem Wachstum aus der Gesamthülle hervorbrechend & dann mit Scheide an der Stielbasis
  • Keine abgesetzte Stielknolle innerhalb der Scheide

Synonyme

Volvariella loveiana, Volvaria loveiana, Volvaria surrecta, Volvaria hypopithys subsp. loveiana, Volvariopsis loveiana, Agaricus surrectus, Agaricus loveianus