Ohrlöffelstacheling, Auriscalpium vulgare
Ohrlöffelstachelinge sind Folgezersetzer, die man typischerweise ganzjährig in Nadel- und Nadelmischwäldern auf Kiefernzapfen finden kann. Deutlich seltener sind auch Funde der Art auf Fichtenzapfen möglich. Ohrlöffelstachelinge besitzen kleine, zierliche, dünnfleischige und dabei sehr zähe Fruchtkörper mit scharfem Geschmack und sind deshalb nicht als Speisepilz zu beschreiben. Typisch für Ohrlöffelstachelinge sind das Erscheinen auf Zapfen, ein Hutdurchmesser unter vier Zentimetern mit striegelig-filziger Hutoberfläche und weißgräulichen bis schwarzen Hutfarben, weißbräunliche bis gräuliche Stacheln auf der Hutunterseite, bei denen die Spitzen gerne schwarz eingefärbt ausfallen, ein samtiger, langer, dünner aber korkig-zäher Stiel, das zähe, weißliche bis weißbräunliche Fleisch mit neutralem Geruch und scharfer Geschmacksprobe.
Bezeichnung
Gattung
Verwechslung
- Essbar: Semmelstoppelpilz, Hydnum repandum
- Essbar: Rostgelber Semmelstoppelpilz, Hydnum rufescens
- Essbar: Habichtspilz, Sarcodon imbricatus
- Essbar: Kiefernhabichtspilz, Sarcodon squamosus
- Ungenießbar: Gallenstacheling, Sarcodon scabrosus
- Ungenießbar: Widerlicher Stoppeling, Sarcodon leucopus
- Ungenießbar: Scharfer Korkstacheling, Hydnellum peckii
Diese Art finden
Ohrlöffelstachelinge sind sehr weit verbreitete Folgezersetzer und typische Zapfenbewohner. Am häufigsten ist die Art bei uns in Oberbayern in Nadel- und Nadelmischwäldern auf Kiefernzapfen zu finden. Nur sporadisch finden wir Ohrlöffelstachelinge auch mal auf Fichtenzapfen. Die größte Chance auf Funde hat man in der Regel in Nadelmischwäldern mit vielen Kiefern oder reinen Kiefernbeständen.
Ohrlöffelstachelinge sind ganzjährig zu finden. Die Fruchtkörper sind temperaturunempfindlich und besitzen eine harte, korkige Konsistenz, weshalb alte Fruchtkörper der Art auch nach langer Zeit nur zögerlich vergehen. Frische Fruchtkörper bildet die Art aber nur bei Plusgraden. Dennoch finden wir die Art hauptsächlich von November bis März.
Speisewert und Verwendbarkeit
Der Ohrlöffelstacheling besitzt kleine, zierliche, dünnfleische Fruchtkörper, das Fleisch besitzt dabei eine unangenehm zähe, korkige und an das Fleisch von Porlingen erinnernde Konsistenz, sowie eine unangenehm scharfe Geschmacksprobe. Der Ohrlöffelstacheling ist damit nicht als Speisepilz zu beschreiben.
Beschreibung
Der Ohrlöffelstacheling erreicht einen maximalen Hutdurchmesser von bis zu vier Zentimetern. In der Regel spielt sich der Hutdurchmesser aber eher im Bereich zwischen einem und zwei Zentimetern ab. Die Hutoberseite kann bei jungen Fruchtkörper fast weißlich ausfallen und wird mit der Zeit immer dunkler. Alte Fruchtkörper besitzen dann fast komplett schwarze Hutfarben.
Die Hutform kann rundlich, unregelmäßig wellig oder auch nierenförmig ausfallen. Die Hutoberfläche fällt striegelig filzig aus. Besonders bei überdurchschnittlich großen Fruchtkörpern kann die Hutoberseite auch gezont wirken. Es bilden sich dann auf der Hutoberseite mehrere unterschiedlich gefärbte Ringe. Besonders der Hutrand kann beim Ohrlöffelstachling stark borstig ausfallen.
Auf der Hutunterseite befinden sich beim Ohrlöffelstacheling sehr eng stehende Stacheln. Die Stacheln variieren farblich je nach Alter stark. Jung sind die Stacheln meist eher weißlich bis weißbräunlich gefärbt. Im Alter fallen die Stacheln eher gräulich bis dunkelgräulich aus. Die Spitzen der Stacheln können farblich dann nochmal stark vom Rest der Stacheln abweichen und sind oft komplett schwarz gefärbt. Es sieht dann so aus, als hätte man die Spitzen vorsichtig in schwarze Tinte getaucht. Das Sporenpulver ist weiß gefärbt.
Der Stiel der Ohrlöffelstachelinge ist bräunlich bis schwärzlich gefärbt und besitzt eine samtige Oberfläche. Der Stiel besitzt eine sehr stabile, zähe, korkige Konsistenz. Bei den meisten Funden der Art befindet sich der Stiel seitlich am Hut. Seltener sind aber auch Funde möglich, die mittig gestielt ausfallen.
Das Fleisch der Ohrlöffelstachelinge ist jung weißlich bis weißbräunlich gefärbt. Später verfärbt sich das Fleisch der Art dunkler. Das Fleisch ist zwar sehr dünn, aber auch sehr zäh und ein Schnittbild durch den Stiel gelingt oft nur bei außergewöhnlichen großen Fruchtkörpern und mit dünner, sehr scharfer Klinge. Der Geruch fällt weitestgehend neutral, die Geschmacksprobe dafür auffällig scharf aus.
Kernmerkmale
- Typischerweise auf Zapfen von Kiefern seltener von Fichten zu finden
- In der Regel Hutdurchmesser zwischen einem und zwei Zentimetern
- Hutfarben weißgräulich, bräunlich, dunkelbräunlich bis schwarz
- Hutform rundlich, unregelmäßig wellig oder nierenförmig
- Hutoberfläche striegelig-filzig und selten auch gezont, Hutrand borstig
- Hutunterseite mit weißbräunlichen bis gräulichen Stacheln
- Spitzen der Stacheln gerne dunkler / schwärzlich
- Stiel schwarz, samtig, lang, dünn, aber korkig-zäh
- Meist seitlich, seltener aber auch mal zentral gestielt
- Fleisch weißlich bis weißbräunlich und sehr zäh
- Neutraler Geruch und scharfer Geschmack
Verwechslungsgefahr
Es gibt zwar von den Semmelstoppelpilzen über die Habichtspilze bis zu den Korkstachelingen bei genauerer Betrachtung gar nicht mal so wenige Arten mit:
- Stacheln
- Zumindest teilweise ähnlichen Farben
- Und sogar ebenfalls scharfer Geschmacksprobe
Dennoch gibt es eigentlich keinen realistischen Verwechslungspartner, warum?
Es gibt bei im deutschsprachigen Raum keine weitere Art, die die folgenden Kernmerkmale vereint
- Auf Zapfen erscheinend
- Stacheln auf der Hutunterseite
- Graue, braune, schwarze Grundfarben
- Hut, Stiel, dünnfleischig aber trotzdem korkig-zäh
Es kommt zwar sehr selten vor, dass der Ohrlöffelstacheling für einen alten Semmelstoppelpilz gehalten wird. Das liegt dann aber nur daran, dass der / die Sammler/in vorher noch nie etwas vom Ohrlöffelstacheling gehört hat. Ist die Art bekannt, dann besteht keine konkrete Verwechslungsgefahr.
Synonyme
Auriscalpium fechtneri, Hydnum auriscalpium,Hydnum atrotomentosum, Hydnum fechtneri, Hydnum auriscalpium var. spadiceum, Hydnum auriscalpium var. bicolor, Scutiger auriscalpium, Pleurodon auriscalpium, Pleurodon fechtneri, Leptodon auriscalpium, Auriscalpium auriscalpium