Bruchreizker, Maggipilz, Lactarius helvus

DER BRUCHREIZKER IST KEIN SPEISEPILZ | IN GROSSEN MENGEN STARK UNVERTRÄGLICH

Bezeichnung

Bruchreizker, Maggipilz, Filziger Milchling, Bruchmilchling, Liebstöckel-Milchling, Lactarius helvus

Gattung

Lactarius, Milchlinge

Diese Art finden

Der Bruchreizker ist ein Symbiosepilz, der vor allem in moorigen, sauren Nadel- und Nadelmischwäldern gefunden werden kann. Die Art scheint dabei Kiefern und Fichten als Symbiosepartner und eher schattige, feuchte Standorte zu bevorzugen. Finden kann man den Bruchreizker insgesamt vom Sommer bis in den späten Herbst hinein. Hauptsaison hat die Art von August bis Oktober.

Je nach Region kann der Bruchreizker selten oder häufig ausfallen. In unserer Heimatregion, den Landkreisen Mühldorf und Altötting in Oberbayern, scheint die Art kaum bis gar nicht vorzukommen. Wir konnten die Art hier auf mehreren hundert Waldrunden nicht entdecken, obwohl wir auch hier oft in sauren Nadelwäldern mit vielen Kiefern unterwegs waren. Der Erstfund des Bruchreizkers gelang erst auf einer Waldrunde im Landkreis Dingolfing-Landau. Dort zeigte sich der Bruchreizker im November mit zahlreichen Fruchtkörpern in einem sauren, schattigen und von Kiefern dominierten Nadelmischwald mit zahlreichen Fruchtkörpern.

Speisewert & Verwendbarkeit

Der Bruchreizker ist schwach giftig, wurde und wird aber wohl dennoch als Würzpilz verwendet. Die Art enthält einen Aromastoff, der stark an Liebstöckel erinnert. Laut der Literatur soll der Aromastoff im Bruchreizker aber hitzelabil sein und sich das Aroma beim Erhitzen verflüchtigen. Das Würzpulver vom Bruchreizker soll deshalb zubereitet eher einen unangenehm muffigen Geschmack besitzen. 

Da die im Bruchreizker enthaltenen Giftstoffe hitzestabil sind, ist der Bruchreizker leider sowohl roh als auch zubereitet als giftig oder zumindest stark unverträglich zu beschreiben. Es drohen beim Verzehr entsprechender Mengen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schwindel. Die Symptome können bereits wenige Minuten nach dem Verzehr auftreten und durchaus heftig ausfallen. 

Kurz und bündig zusammengefasst - aus den folgenden Gründen für uns kein Speisepilz:

  • Angenehmer Liebstöckel (Maggi)-Geruch / Geschmack, der bei der Zubereiteung größtenteils verloren geht
  • Theoretisch in geringen Mengen als Würzplilz verwendbar, aber in größeren Mengen stark unverträglich / giftig
  • Zumindest regional teilweise als selten zu beschreiben


Beschreibung

Der Bruchreizker erreicht einen Hutdurchmesser von bis zu zwölf Zentimetern. Die Hutoberseite ist farblich variabel, aber immer irgendwie bräunlich gefärbt. Typische Farben sind hellbraun, graubraun, orangebraun oder fleischbräun, wobei die Hutmitte oft etwas dunkler und der Hutrand oft etwas heller gefärbt ausfällt. Typisch ist außerdem die trockene, filzige Huthaut der Art.

Auf der Hutunterseite befinden sich beim Bruchreizker gelbbräunlich gefärbte Lamellen. Die Lamellen laufen weit am Stiel herab. Verletzt man die Lamellen junger Fruchtkörper, dann tritt spärlich eine durchsichtige, wässrige Flüssigkeit aus. Die Flüssigkeit fällt unveränderlich aus, schmeckt mild und kann bei alten Fruchtkörpern auch mal komplett fehlen. Das Sporenpulver ist gelblich gefärbt. 

Der Stiel der Bruchreizker erreicht eine Länge von bis zu zwölf und einen Durchmesser von bis zu vier Zentimetern. Der Stiel besitzt meist die gleichen Grundfarben wie die Hutoberseite, fällt insgesamt aber dann doch meist eine Spur heller gefärbt aus. Jung kann der Stiel weißlich bereift ausfallen. Mit zunehmendem Alter wird der Stiel hohl. 

Das Fleisch der Bruchreizker fällt ockerweißlich und manchmal rosastichig aus. Das Fleisch fällt wie bei allen Arten aus der Gattung der Milchlinge spröde und dementsprechend brüchig aus. Der Geruch fällt bei älteren Fruchtkörpern intensiv maggiartig aus. Junge Fruchtkörper können sogar einen neutralen Geruch besitzen, weshalb ein fehlender Maggigeruch den Bruchreizker nicht kategorisch ausschließt. Die Geschmacksprobe fällt angenehm / aromatisch würzig aus.

Kernmerkmale

  • Typischerweise im sauren Nadel(misch)wald & gerne bei Kiefern erscheinend
  • Farblich variable, aber doch immer irgendwie bräunliche (hellbraune bis orangebraune) Hutoberseite
  • Typische, filzige Huthaut
  • Hutunterseite mit herablaufenden, gelbbräunlichen Lamellen
  • Bei Verletzung nur jung & vor allem klare und nicht weiße Milch absondernd
  • Milch kann im Alter selbst bei Verletzung der Lamellen fehlen / kaum bis gar nicht sichtbar sein
  • Vor allem im Alter starker Maggi-Geruch, der jung auch mal fehlen kann

Der Bruchreizker ist kein Reizker

Mit dem Sammelbegriff Reizker werden eigentlich verschiedene, essbare Arten aus der Gattung der Milchlinge zusammengefasst, die orange bis karottenrote Milch besitzen. Der Bruchreizker besitzt klare Milch und ist damit eigentlich kein Reizker, weshalb in aktueller Literatur häufiger auf die Namen “Filziger Milchling” oder “Maggipilz” zurückgegriffen wird. Gerade in älterer Literatur war der Name Bruchreizker gängig und auch heute wird die Bezeichnung, wenn gleich BruchREIZKER, bei genauerer Betrachtung tatsächlich irreführend ausfallen kann, noch verwendet.

Namensfindung

Der Bruchreizker hat einige Namen, die direkt auf zu prüfende Merkmale abzielen.

  • Filziger Milchling wird die Art wegen der filzigen Hutoberseite genannt
  • Maggipilz oder Liebstöckelmilchling wird die Art wegen dem starken “Liebstöckel-” (Maggi-)Geruch genannt

Synonyme

Lactarius tomentosus, Lactarius aquifluus, Lactarius helvus var. aquifluus, Lactarius aquifluus var. brevissimus,  Lactarius helvus var. albidus, Lactifluus helvus, Lactifluus aquifluus, Galorrheus helvus, Agaricus helvus, Agaricus tomentosus